3.
Die Zukunft der Gastro
von Jan Scheidsteger und Oliver Leisse
Mit nicht weniger als der Zukunft der Gastronomie – sagt der Titel ja schon – beschäftigt sich dieses neue Buch aus dem dfv Fachverlag, dem Verlag für (gastronomische) Fachbücher in Deutschland. Die Autoren sind Jan Scheidsteger, gelernter Koch und langjähriger Gastropraktiker, der zudem als Trainer, Berater und Speaker in der Hospitality tätig ist. Co-Autor Oliver Leisse ist Zukunftsforscher. Grob ist das Buch in Gestern, Heute, Morgen und Übermorgen gegliedert: Was kann die Hospitality aus ihrer Vergangenheit an Werten und Qualitäten mitnehmen, was gehört ausgemustert? Wo stehen wir heute – welche Wünsche und Bedürfnisse haben die Gäste, welche Arten von Gästetypen gibt es? Weiter in die nahe Zukunft, das Morgen: Welche Fähigkeiten und Qualitäten brauchen Gastgeber und ihre Konzepte, um sich in einem immer differenzierteren und schwierigeren Markt zu behaupten? Kämpferisch, kontrolliert und künstlerisch sind drei Eigenschaften, die Autoren hier maßgeblich sehen – und was sie damit meinen, legen sie in abwechslungsreicher Form dar, die das Buch insgesamt gut zu lesen und zu nutzen machen. Mal gibt es einen Dialog, mal ein Erklärstück, dann wieder ein Praxisbeispiel oder einen Exkurs in andere Branchen. Man kann, man muss dieses Buch aber nicht von vorne bis hinten lesen, sondern kann springen, ein- und aussteigen, es immer mal wieder zu Hand nehmen, ganz nach Gusto. Zum Schluss wird es besonders spannend, wenn es ums „Übermorgen“ geht: Hier werden verschiedene Szenarien vorgestellt, wie Gastronomie z.B. im kommenden Jahrzehnt aussehen könnte. Nämlich als in Wohnzusammenhänge integriert, als Hub für Foodproduktion oder als bewusstseinserweiternder Ort. Und ganz zum Schluss gibt es Tipps, wie man sich auf den Weg gemacht.
dfv Verlag 2024, 290 Seiten, 38 Euro
4.
Die Wirtinnen
von Silvia Pistotnig
Ein Buchtipp mit etwas Branchenbezug für Romanfans: Ort des Geschehens ist ein Gasthaus mit Fremdenzimmer in einem kleinen Dorf bei Klagenfurt in Kärnten. Eine beliebte Urlaubsregion und denken wir an die Wirtshäuser Österreichs, haben wir vermutlich zünftige Esskultur und herzliche Gastgeber vor Augen. Die Autorin Silvia Pistotnig zeichnet ein weniger verklärtes Bild: Die Gastgeberinnen sind zwei Frauen, Johanna und ihre Tochter Marianne. Johanna wuchs in armen Verhältnissen im Wien zwischen den Weltkriegen auf und führte den Betrieb nach dem Tod des Mannes weiter, Tochter Marianne wuchs quasi in ihren Beruf hinein, obschon sie keine ausgesprochene Gastgeberin ist – umso besser kennt sie sich mit Zahlen und Buchhaltung aus. Gertrud, wiederum ihre Tochter, hat nicht vor, den Betrieb in dritter Generation fortzuführen, spielt lieber Fußball und kann die Sommergäste des Hauses nicht besonders gut leiden. Drei Frauen, drei Perspektiven und eine erzählte Zeit, die sich über Jahrzehnte erstreckt. Kurze Kapitel aus der jeweiligen Personensicht, in lebendiger Sprache, machen das Buch kurzweilig und – trotz der manchmal tristen, manchmal tragischen Szenen – unterhaltsam. Wer selbst im Gastgewerbe tätig ist, wird sich in so manchem wiederfinden und verstanden fühlen, kann aber auch so einiges mitnehmen: wie man sich durchbeißt oder unkonventionelle und pragmatische Lösungen findet zum Beispiel. Ein „Anti-Heimatroman“ und ein ungeschminkter Blick auf die Welt hinter dem Tresen und in der Küche eines scheinbar ganz normalen Wirtshauses.
Elster & Salis Verlag, 360 Seiten, 24 Euro