Ein bisschen bedrohlich sieht er ja schon aus, der – „A Lesson in Fisting“, vor uns auf dem Tisch der „Bellboy Bar“ am Berliner Gendarmenmarkt: Ein dicker roter Handschuh aus Keramik, gefüllt mit weißem Rum, Calvados, Birnenlikör, Falernum, Ananas und Absinth. Garnitur: Minze, Orangenrad und ein Kondom. Natürlich zücken wir erstmal das Handy zum Fotografieren, bevor wir den (sehr kräftigen) Drink probieren.
Und so ist es überall ringsum: Es werden Cocktails in Hörnern, Badewannen oder Gefäßen in Form eines Backenzahns herbeigetragen, die von den Gästen fotografiert, gefilmt und oft geteilt werden, wie man auf Instagram, TikTok und Co. sehen kann. Das „Bellboy“, das aus Tel Aviv stammt, hat sich mit seinen spektakulären Drinks schnell einen Namen gemacht. Die abgefahrenen Cocktails kommen bei einem durchaus eleganten, etwas älteren Publikum sichtlich gut an.
Drinks am Plastikenten-Brunnen
Gleich neben der Bar eröffnete die „Bellboy Group“ 2023 das Restaurant „Pink Room“: Auch hier sehen die Drinks alles andere als klassisch aus. Sie kommen u.a. in Teetassen oder mit aufwändigen Dekorationen daher, was gut zur schrillen Location passt, in deren Zentrum ein Brunnen steht, der ohne Ablass gelbe Plastikenten auszuspeien scheint. Die Speisen- und Getränkequalität ist hoch, denn es ist ein Fine-Dining-Restaurant, nur eben ein etwas aus der Reihe tanzendes. Auch hier werden oft erst die Smartphones herausgeholt, bevor probiert wird: Der Fun will geteilt werden!
Am Potsdamer Platz wiederum zischt, dampft und brennt es: Hier hat sich Mitte 2023 die britische Kette „The Alchemist“ niedergelassen, mit seinem ersten Outlet außerhalb der Insel. Drinks, auf denen eine Kaltrauchblase thront, die von den Gästen mit der Nase oder den Fingern zerstäubt wird (super fürs erste Date!), haben in der Barwelt ja schon Konjunktur. Andere rauchen und blubbern durch Stickstoff im Glas, kommen in Kolben oder Reagenzgläsern an den Tisch, verändern ihre Farbe oder sind umrahmt von einem Trinkgefäß, das man aufessen kann.