Der Report Bars in 2035: Insights from the Leaders basiert zum einen auf einem Expert*innen-Roundtable, den SIP zusammen mit CGA by NIQ im Rahmen der „The World’s 50 Best Bars Awards“ in Madrid ausgerichtet hat: Insgesamt neun Profis aus der Barbranche, darunter Alex Kratena, Danil Nevsky, Remy Savage und Sara Moudoulaud, nahmen an diesem Fachgespräch teil. Zum anderen fußen die Ergebnisse des Reports u.a. auf der CGA-Umfrage „Reach“, die Marktforschungsdaten von 30.000 Konsumenten in 38 Ländern auswertet, sowie auf dem „Global Bartender Report“ aus dem Jahr 2024, mit dem 1.500 Hospitality-Profis befragt wurden.
Die Studie gibt es hier zum Download
Die 7 zentralen Insights:
1. Bessere Arbeitsbedingungen sind ein Muss
Im Roundtable wurde diskutiert, dass viele junge Bartender*innen in andere Branchen abwandern. Die neue Generation von Mitarbeitenden fordert kürzere Arbeitszeiten, bessere Bezahlung und Möglichkeiten zur Entwicklung ihrer Karriere. Spiegeln auch die Ergebnisse aus dem globalen Bartender-Report wider: Fast die Hälfte (46%) der in Bars Angestellten kämpft mit der Work-Life-Balance, 30% gar mit psychischen Belastungen. Zudem beklagen 34% Personalmangel und 32% zu wenig Zeit, neue Mitarbeitende einzuarbeiten.
Die gute Botschaft: Trotz dieser Herausforderungen wollen 72% in der Branche bleiben. Heißt auch: Arbeitgeber*innen, die auf Fairness setzen, können Talente halten. Partner der Bars (z.B. die Industrie) können die Betriebe unterstützen, indem sie z.B. Trainings oder Möglichkeiten zur beruflichen Entwicklung für deren Mitarbeitende bietet.
Die nächste Generation von Barkeepern erwartet mehr von ihren Chefs. Ich denke, es ist sehr positiv, dass sie ihre Rechte kennen und hohe Erwartungen haben. Es zwingt ihre Arbeitgeber, sich zu verbessern – und in fünf bis zehn Jahren werden diese Leute selbst Chefs sein, mit anderen Ansichten darüber, wie die Bedingungen sein sollten.
Remy Savage
2. Keep it simple: Trend zu unkomplizierten Drinks
Die Bar-Profis sehen eine Rückkehr zu weniger komplexen, unkomplizierten Drinks. Einfache, aber hochwertige Klassiker sind hoch im Kurs, die Nachfrage nach Beständigkeit und vertrauten Aromen steigt. Hierbei spielen auch wirtschaftliche Faktoren eine Rolle: Viele Gäste achten stärker auf ihre Ausgaben. Laut der REACH-Studie von CGA by NIQ planen 25 % der Verbraucher*innen, im nächsten Jahr weniger Cocktails zu trinken. Sie wollen aber weiterhin eine gute Qualität und sind sogar anspruchsvoller als je zuvor – sie suchen hohe Standards zu fairen Preisen (siehe dazu auch unser Hospitality-Trend Erschwinglichkeit).
Genau wie in der Mode möchten viele Menschen jetzt einen Schritt zurückgehen und sich auf das Wesentliche besinnen … die Sehnsucht nach Einfachheit.
Indra Kantono
3. Weniger Alkoholkonsum: Bars müssen neue Produkte & Services bieten
Die CGA REACH-Studie zeigt: 32% der Verbraucher*innen weltweit sagen, dass sie weniger Alkohol trinken oder planen, dies zu tun. Allerdings wollen nur 6% komplett verzichten, die meisten wollen weniger konsumieren (23%) oder sich den Genuss für besondere Anlässe aufheben (30%). Diese Entwicklung ist für Bars sowohl eine Bedrohung – weniger Konsum – als auch eine Chance, z.B. indem moderate Alternativen angeboten werden. Die Drinks, so der Report, müssen sich nahtlos in gesellschaftliche und besondere Anlässe einfügen und dieselben Standards bei den Zutaten, Garnituren und Gläsern erfüllen, wie Gäste sie von traditionellen Drinks kennen. Und: Es wird noch mehr Wert auf ein Rundum-Erlebnis gelegt, das in Erinnerung bleibt. So könnten z.B. mit Masterclasses für Gäste, Spiele und/oder interaktiven Elementen neue Schwerpunkte gesetzt werden.
Es wird spannend sein zu sehen, was Bars und Marken tun, um darauf zu reagieren.
Francois Monti